Am 26.02.23 hatten wir beide unseren letzten Arbeitstag, bevor es in den unbezahlten Urlaub ging. Zuhause fielen wir uns in die Arme und freuten uns auf die bevorstehenden Monate. Nur noch etwa eine Woche, bevor der Flieger Richtung Nepal geht und es stand noch einiges auf dem Zettel.
Mit gepackten Koffern ging es los. Erster Halt Vivis Elternhaus. Da wir unsere Wohnung zum 28. Februar kündigten, unser Flug allerdings erst am 06. März ging, mussten wir für die paar Tage um Unterschlupf bitten. Nachdem wir unsere Wohnung verließen, den Schlüssel abgaben und unsere letzten Sachen bei meinem Bruder unterstellten, standen wir auf der Straße, neben uns das vollgepackte Auto, ein Croissant von Bäcker Rolf in der Hand und ein Grinsen im Gesicht. Wir sind jetzt obdachlos.
Wir nutzten die Tage, um Janeks Auto zu verkaufen, die letzten wichtigen Dinge zu klären (Versicherung, Bank) und uns mit unseren Freunden und Familien zu treffen und Lebewohl zusagen. Am Tag vor unserer Reise feierten wir vorzeitig den 3. Geburtstag einer kleinen Freundin und mussten am selben Tag noch einen PCR-Test für Nepal machen. Zu der Zeit hatten die meisten Testzentren schon geschlossen und wir mussten 30 Minuten fahren, um eines zu erreichen.
Bei der Abreise verabschiedete uns Vivis Familie am Bahnhof und wir nahmen den Flix-Bus nach Amsterdam. Witzigerweise war es für uns beide das erste Mal FlixBus fahren.
In Amsterdam angekommen, nahmen wir noch die Bahn zum Flughafen und checkten vor Ort ein. 2 Tage zuvor hatten wir eine E-Mail erhalten, dass ausgerechnet jetzt das System umgestellt wird und ein Online-Check-In nicht möglich sei. Das Schöne daran war, dass wir auf einmal Sitzplätze mit Beinfreiheit erhielten. Also alles cool.
Da saßen wir nun am Flughafen und aßen ein letztes Stück Käsekuchen, welches uns Vivis Mama eingepackt hatte. Gespannt was die nächste Zeit alles so passieren würde.
Ankunft in Kathmandu, Nepal
Während des Fluges schauten wir gespannt aus den Fenstern und erhofften uns einen Blick auf den Mount Everest oder andere hohe Berge. Natürlich kann man diese nicht so einfach aus dem Flugzeug sehen.
Wir erhielten unser Visum und nachdem wir die vielen Kontrollen passierten, bekamen wir unser Gepäck. Geschafft, wir sind in Nepal.
Wir hatten uns zuvor etwas über die Taxipreise informiert und kamen auf der Suche nach einem geeigneten Taxi mit einem Typ ins Gespräch. Der Preis war ok und wir nahmen das Angebot an. Der Mann selbst fuhr nicht das Taxi, sondern war Beifahrer und erzählte uns ein wenig von Kathmandu, dem Wandern und dass er ebenfalls Trekkingguide ist und ein kleines Tourenbüro betreibt. Wir unterhielten uns sehr viel und fühlten uns recht wohl in der großen neuen Stadt. Viele Menschen standen an den Straßenecken und der Verkehr war laut und chaotisch. Vor allem als wir in die Straßen Thamels einbogen wurde es sportlich. Neben Autos und Fußgängern quälten sich hier auch noch Rickschas und Transportwägen durch die engen Gassen.
Den ersten Morgen schliefen wir aus und kamen etwas spät zum Frühstück. Dieses wurde anschließend extra für uns zubereitet und bestand aus ein paar Scheiben Toast, 3-4 kalten Pommes, 1-2 Esslöffeln Gemüse, Spiegeleiern und einem leckeren Tee. Etwas verwundert über das Frühstück, ließ es sich doch gut schmecken.
Obwohl sich unser Bed- and Breakfast in unmittelbarer Nähe des Büros unserer neuen Bekanntschaft befand, war es auch für Ihn nicht einfach die Unterkunft zu finden. Hausnummern gibt es hier für gewöhnlich nicht. Ein kleines Schild in einem Hauseingang zeigte uns aber, dass wir hier richtig waren. Nachdem wir an zwei Restaurants im zweiten und dritten Stockwerk vorbeiliefen, fanden wir unsere Unterkunft im 4 Stockwerk. Leider wusste niemand so richtig von unserer Buchung und wir bekamen einfach ein Zimmer.
Unser eigenes Bad war außerhalb unseres Zimmers und sollte eigentlich warmes Wasser haben. Die Solaranlage schien aber nicht zu funktionieren und wir gewöhnten uns schnell an die kurze kalte Dusche. Am Abend schlenderten wir noch kurz durch unser Viertel und aßen eine Asiasuppe in einem kleinen Restaurant. Jetzt sind wir angekommen.
Nach der ersten Nacht stellte sich allerdings heraus, dass dieses 4-Bettzimmer nicht für uns bestimmt war, und wir zogen einen Raum weiter. Jetzt hatten wir auch einen Balkon, von dem wir perfekt dem Treiben auf der Straße zusehen konnten.
Die ersten Tage in Kathmandu
Wir waren direkt in Thamel untergebracht und genossen es sehr, alles Fußläufig zu erreichen. Wir hatten eine Menge Restaurants und viele kleine Läden um uns herum und fanden uns im Trubel schnell zurecht. Nachdem wir uns eine SIM-Karte an einem Kiosk kauften, machten wir uns auf den Weg zum Swayambhunath Monkey Temple. Der Tempel war gut zu Fuß zu erreichen und wir bekamen einen ersten Eindruck von Nepals Hauptstadt.
Der Swayambhunath Monkey Temple machte seinem Namen alle Ehre. Noch bevor wir die ersten Stufen hinaufstiegen, sahen wir überall wilde Affen rumturnen. Zu unserer Verwunderung, verhielten sich diese sehr friedlich und schenkten uns kaum Beachtung. Nachdem wir viele Treppenstufen hinaufgestiegen waren, entschieden wir uns einen kleineren Weg neben der Haupttreppe hochzugehen. Im nachhinein bemerkten wir, dass wir dadurch aus Versehen den Eintrittspreis gespart hatten, da an diesem Eingang keine Kontrolle stattfand.
Die Tempelanlage war recht groß und ist auf zwei Hügeln verteilt, welche mit einer Treppe verbunden sind. Überall hängen Gebetsfahnen und der Geruch von Räucherstäbchen lag in der Luft. Wir hatten eine wunderschöne Aussicht auf das Kathmandutal und bekamen einen ersten Eindruck der Kultur in Nepal, in welcher der Buddhismus und Hinduismus fest verankert ist. Auch den Rückweg gingen wir zu Fuß und freuten uns über eine freilaufende Kuh, die einfach so ohne Beachtung durch die Straßen lief. Scheinbar ist hier sowas völlig normal.
Spaziergang durch Kathmandu
Die Tage darauf wollten wir den Boudhanath Stupa besuchen und überlegten uns dabei einen Abstecher zum Flughafen zu machen, um unsere Drohne zu registrieren. Da wir genügend Zeit hatten und das Wetter so schön war, liefen wir zu Fuß zum Flughafen. Unterwegs durchquerten wir zufällig das Krematorium, welches wir sowieso überlegt hatten noch zu besuchen. Wir kauften uns ein Ticket und der Mann vom Schalter führte uns durch die Anlage. Die Menschen kommen von weit her, um hier ihre Liebsten zu verbrennen. Der Unterschied zu anderen Krematorien sei, dass man hier als Mensch wiedergeboren wird. Wir können eine Zeremonie beobachten. Die Gäste zeigen keine Traurigkeit und der tote Körper ist beinahe vollständig verbrannt. Unser Guide erzählt uns, dass die Körper im Mund angezündet werden. Etwas komisch, dass wir bei so etwas „Privatem“ zuschauen dürfen, aber hier ist eine Beerdigung einfach etwas anderes. Auch hier sind die Stätten in Klassen eingeteilt. Auf der einen Seite der Brücke gibt es 2 Stätten für den Adel, wobei einer nur den Männern vorbehalten ist. Die andere Seite ist für das gemeine Volk bestimmt und die Preise für eine Verbrennung deutlich geringer. Wir verließen den andächtigen Ort und waren auch schon fast am Flughafen.
Das Registrieren der Drohne nahm etwas Zeit in Anspruch, da kaum eine Person vor Ort wusste was Sache war. Dort standen wir nun dicht gedrängt in der Behörde der Luftfahrt, die alles andere als modern war. Nachdem die Dame uns zum 3 Mal versuchte die Bescheinigung auszudrucken, der Drucker aber kaputt war, einigten wir uns darauf die Unterlagen per Mail zu verschicken. Die Beamtin gab uns noch den Tipp doch mal MOMOS zu probieren und wir machten uns weiter auf den Weg zum Boudhanath Stupa.
Wir waren jetzt bereits 12 km unterwegs und bekamen langsam Hunger. Da wir noch kein Geld gewechselt hatten und wir auf dem Weg auch keinen ATM fanden, wurden wir etwas ungeduldig. Am Platz vor dem Boudhanath Stupa gab es allerdings alles was wir brauchten und wir setzten uns in ein Rooftop Restaurant mit Blick auf den Stupa und probierten unsere ersten Momos.
Nachdem wir den halben Nachmittag bei dem Stupa verbrachten und abends nochmal in ein weiteres Rooftop Restaurant einkehrten, überlegten wir uns die restlichen 6km wieder zurückzugehen. Es war schon dunkel, aber wir fühlten uns in der Stadt sehr wohl.
Wir verbrachten insgesamt viele Stunden in den kleinen Gassen von Thamel und buchten bei unserer Bekanntschaft vom Flughafen, sein Name ist Giri, eine Wanderung durch den Langtang Nationalpark. Bevor wir allerdings die Wanderung bestreiten wollten, fuhren wir mit dem Bus nach Chitwan und wollten anschließend noch weiter nach Pokhara.
Busfahrt nach Chitwan
Früh morgens machten wir uns mit unseren Koffern auf zum Busbahnhof in der Nähe von Thamel. Die Busfahrt sollte etwa 7 Stunden dauern und das für gerade einmal 140 Kilometer. Wir rechneten mit allem.
Wir liefen die Busse auf und ab und fanden unseren einfach nicht. Nachdem wir schon mit 3-4 Personen gesprochen haben, riefen wir Giri an, der uns half den richtigen Bus zu finden. Wir hatten die letzte Sitzreihe für uns und mit lauter Musik verließen wir Kathmandu.
Kaum aus der Stadt gefahren, wurden die Straßen so schlecht, dass wir teilweise nie schneller als 30 km/h fahren konnten. Viele Kurven, riesige Schlaglöcher, waghalsige Überholmanöver, ständiges Hupen und aufgerissene Straßen begleiteten uns die nächsten 7 Stunden. Ganz hinten wurde man ordentlich durchgeschüttelt und Vivi wurde des Öfteren aus ihrem Sitz gehoben. Bei der ersten Pause wollte sie am liebsten wieder umdrehen, entschloss sich aber eine Tablette zu nehmen und weiterzufahren. Es ist schwer in Worte zu fassen, was wir da für eine Busfahrt hinter uns hatten.
Endlich in Chitwan angekommen, nahmen wir uns ein Tuk Tuk zu unserer Unterkunft. Das Baumhaus war weit außerhalb der Stadt und weit davon entfernt, was AirBnb bei der Buchung anzeigte. Wir hatten davor eine Buchung stoniert, weil wir keine Antwort erhielten. Bei eben dieser riefen wir an und konnten kurzerhand die Unterkunft wechseln. Wir mussten sogar weniger zahlen als bei der ursprünglichen Buchung. Der Tuk Tuk Fahrer wartete währenddessen geduldig und brachte uns zum nächsten Baumhaus.
Das Baumhaus lag in unmittelbarer Nähe zur Stadt und wir hatten eine grandiose Aussicht auf den Fluss, der uns von dem Nationalpark trennte. Wir buchten direkt in der Unterkunft 2 Safaris. Den ersten Tag würden wir mit dem Jeep auf Tiersuche gehen. Den zweiten Tag wollten wir zu Fuß durch den Nationalpark in dem unter anderem Nashörner, Elefanten und Tiger beheimatet sind. [Hier geht’s weiter]