Auf nach Amsterdam
Zurück in Sabie, waren wir wieder in unserer Planungsmisere. Aber erstmal war uns klar, dass wir bis zum nächsten sinnvollen Halt eine lange Fahrt haben werden. Deshalb machten wir uns am nächsten Tag zu einem Zwischenstopp nach Amsterdam auf. Von hier waren noch alle Optionen offen und wir konnten einen Teil der langen Strecke bereits fahren.
Am frühen Nachmittag erreichten wir die abgelegene Farm* und wurden am Hauptgebäude von der Gastgeberin und ihren zwei Hunden empfangen. Sie fuhr mit dem Auto vor, die beiden Hunde hinterher und brachte uns zu unserem etwa 300 m entfernten Rondavel. (Rundhaus, eine typische Hausform in Südafrika)
Das kleine Häuschen war sehr gemütlich eingerichtet, nur leider hatten wir kein Internet und am Abend sollte der Strom für zwei Stunden ausfallen. Dies stand uns allerdings sehr im Wege, da wir unsere Planung für die nächsten Tage und Wochen vollenden wollten. Die Gastgeberin bot uns an, das Internet in ihrem Haus zu nutzen und so machten wir es uns in ihrem Wohnzimmer gemütlich. Wir beeilten uns, vor dem Stromausfall fertig zu werden und wunderten uns, dass es nicht dunkel wurde. Nach einer weiteren ¾ Stunde erfuhren wir, dass dieses Haus mit Solar betrieben wird und nicht vom Loadshedding betroffen ist. Ein Glück!
40 Tage sind zu wenig!
Wir schmiedeten einen guten Plan und erkannten, dass 40 Tage zu wenig sein werden. Zumindest für das, was auf unserer Liste stand. Wir entschieden uns daraufhin, am nächsten Tag nicht nach St. Lucia ins Hippodorf, sondern in die Drakensberge zufahren. Die nächsten zwei Fahrten würden jeweils acht Stunden dauern, allerdings wären wir dann auch schon an der Küste.
Am Abend kochten wir uns noch ganz romantisch Nudeln mit Tomatensoße (Bäh!) im Kerzenschein. (der Strom war noch nicht zurückgekehrt)
Da die Nächte hier relativ kalt werden, freuten wir uns sehr über die Heizdecken und kuschelten uns ins Bett. Am frühen Morgen fuhr unsere Gastgeberin mit dem Auto vor und servierte uns ein reichhaltiges und liebevolles Frühstück. Danach ging es für acht Stunden auf die Straße in Richtung Drakensberge.
Die Drakensberge – Haus am Teich
Wir hatten für die Drakensberge zwei Nächte eingeplant und kamen gegen späten Nachmittag in Underberg an. Die Unterkunft* lag sehr abseits der Stadt und der Weg zum Häuschen nicht leicht zu fahren. Angekommen, war die Begeisterung wie in Janeks Gesicht geschrieben. Wir haben ein Containerhaus am „See“. Super gemütlich eingerichtet, mit Holzofen, Küche und kleiner Veranda. Sogar eine Außenbadewanne, Feuerkorb und Holz fanden wir vor. Schnell kauften wir noch Zutaten für Wraps ein und kuschelten uns wieder ins mit Heizdecken ausgestattete Bett.
Am Morgen war es sehr kalt in der Hütte, aber die Sonne schien bereits. Vivi entschloss draußen zu Frühstücken. Die beste Idee. In der Sonne war es so schön warm und die Aussicht auf die Berge einfach unglaublich. Als dann auch noch laut blökend eine Schafsherde zum Grasen vorbeikam, fühlten wir uns einfach nur noch wohl. Was für ein toller Ort.
Wir wollten etwas wandern gehen und fragten unsere Gastgeberin nach Tipps. Nicht unweit der Unterkunft gab es ein paar Trails für Mountainbiker, die ebenso gut zum Wandern geeignet waren. Wir zahlten einen kleinen Eintritt und spazierten durch die Felder an einem kleinen Fluss entlang. Hier war es ruhig und idyllisch. Nach dem Trail gönnten wir uns jeder noch eine viel zu große Waffel mit Eis und einen Milchshake und fuhren zurück in unsere großartige Bude. Mit einer Flasche Wein ließen wir den Abend an der Feuerschale ausklingen und wollten hier eigentlich gar nicht weg. Morgen würden wir aber schon am Meer sein….. Von wegen.
Haus am See mit Bergblick
Unterkunfts-Empfehlung für dich:
- geräumiges schickes Containerhaus mit Terrasse
- gut ausgestattete Küche
- Kamin und Feuerstelle mit Holz
- Heizdecken im Bett
- kein Loadshedding
- Lage: Underberg – sehr idyllisch mit schöner Aussicht
- einfach eine richtig tolle Unterkunft
Panne im Nirgendwo
Als wir aus Underberg mit 80 km Reichweite losfahren wollten, beschlossen wir, nicht die 10 km zum Tanken in den Ort zurückzufahren, sondern wählten eine 40 km entfernte SHELL, die sowieso auf dem Weg lag. Wir folgten dem Navi und bogen kurz vor dem Ziel in eine Schotterstraße ab. Die Schilder sagten, wir sollen vorsichtig fahren, da hier eine Baustelle ist. Die Straße wurde schlechter und auf einmal fanden wir uns inmitten von Straßenarbeiten wieder. Ein Fahrzeug riss die halbe Straße auf und wir mittendrin. Mittlerweile waren das keine Schottersteine mehr, sondern ausgewachsene Felsbrocken, welchen wir so gut es ging und fluchend auswichen. Plötzlich hörte ich ein lautes Zischen. Ein Reifen wurde an der Seite „aufgeschlitzt“. Wir fuhren aus dem kritischen Bereich heraus und standen im absoluten Nirgendwo. Naja, wenigstens ist hier kein Crime-Hotspot. Um an das Reserverad zu gelangen, mussten wir erstmal den Kofferraum ausräumen. Der Wind peitschte unter dem Auto durch und der Tank war immer noch leer.
Nachdem wir fix den Reifen gewechselt hatten, schickte uns das Navi rechts auf eine Weide, wo nur Treckerspuren zusehen waren. Das kann einfach nicht richtig sein. Die Tankstelle existierte offensichtlich nicht und die nächste, die wir bei Googlemaps finden konnten, würden wir nicht mehr erreichen. Am Ende dieser „Sackgassenstraße“ befand sich ein Hof. Zu viel Risiko, falls uns da nicht geholfen werden könnte. Wir erinnerten uns, am Anfang der Straße viele Autos parken gesehen zu haben. Das würde aber bedeuten, wir müssen wieder zurück durch die Baustelle…
Helfende Hände im Country Club
Vorsichtig fuhren wir die Strecke wieder zurück. Ein weiteres Baustellenfahrzeug hatte schon begonnen die Strecke wieder zu „glätten“ und wir konnten diese Spur ohne weitere Probleme zurückfahren. Die vielen Autos gehörten zu einem Fest in einem Country Club und wir fragten ein paar Leute, ob sie uns helfen könnten. Eine Frau sprach sogar Deutsch. Zuerst schickten sie uns zu einer Werkstatttankstelle im Ort. Diese hatte leider zu, da Sonntag war. Zurück beim Fest riefen die deutschsprechende Frau und ihr Bekannter ein paar kleine Tankstellen in der Umgebung an und erfragten, ob Sprit verfügbar wäre.
„He sends you to a scatchy place, but you are fine.“ Er schickt euch zu einem schäbigen Ort, aber es wird alles gut.
Mit den Worten fuhren wir ins etwa 15 km entfernte Franklin. Vorher hatten sie uns noch den Tipp gegeben, eine andere Strecke zur Küste zu nehmen. Die gängige Route führt wohl durch ein paar Problemzonen, welche besonders am Wochenende nicht ganz ungefährlich sein. Den Rat nehmen wir natürlich gerne an. Unser Tank zeigte nur noch 7 km an, aber bisschen Reserve ist ja hoffentlich immer. Der Ort sah runtergerockt aus, aber weniger schäbig als erwartet. Die Tankstelle allerdings auch nicht geöffnet. Wir wurden zu einer weiteren Zapfsäule außerhalb des Ortes geschickt. Jetzt wird es aber wirklich knapp. Die Leute aus dem Country Club hatten uns für den Notfall ihre Nummer dagelassen und hatten bereits angeboten, dass falls wir liegen bleiben würden, sie in den nächsten Ort fahren und einen Reservekanister für uns organisieren. Zum Glück hatte die private kleine Tankstelle geöffnet und wir konnten endlich nachfüllen. Die Dame an der Tankstelle bekam ein Trinkgeld und ein Bonbon und schenkte uns ein Lächeln. Wir meldeten uns kurz bei unseren Helfern und waren erleichtert, der Reifen aber immer noch kaputt und wir nur mit Reserverad unterwegs.
Zwischenstopp in Mt. Ayliff
Nachdem der Tank nun endlich voll war, riefen wir bei der Autovermietung an. Noch bevor wir unsere Situation beschreiben konnten, brach das Gespräch wegen mangelndem Guthaben ab. Keiner rief uns zurück und somit mussten wir circa eine halbe Stunde bis zu einem Spar-Supermarkt fahren, um Guthaben aufzuladen. Kokstad, auch kein schöner Ort.
Die Frau am Telefon wollte uns zunächst ins 5-6 Stunden entfernte Durban schicken. Das lag entgegen unserer Richtung, aber anders sei dies nicht möglich. „Ruft doch nochmal bei der Zweigstelle „Mthatha“ an, die macht aber gleich zu“. Nach einem Hin und Her und Stunden später, die Erleichterung, wir treffen uns auf unserer geplanten Route in der Mitte und bekommen ein neues Auto.
Wir fanden ein sich in der Renovierung befindendes Hotel und bekamen ein schlichtes Zimmer. Am späten Nachmittag kam endlich unser neues Auto. Kurz zuvor hatten wir noch schnell den groben Dreck aus dem Kruger-Nationalpark und der Baustellenstraße vom Auto befreit, um keine ungemütlichen Fragen zu bekommen. Der Wechsel lief problemlos, nur dass wir einen halbleeren Tank bekamen.
Dieses Mal tanken wir direkt bei der nächsten Tankstelle! Wir waren froh, alles geschafft und uns für die Vollkasko inklusive Reifenschutz entschlossen zu haben. (Alman)
An der Küste
Nach 6 Stunden Fahrt waren wir endlich an der Küste. Wir hatten eine kleine Wohnung in einem weniger guten Viertel in East London und mussten mit dem Auto zum Strand fahren. Dieser erinnerte uns mit seinen Dünen an Dänemark und wir spazierten ein wenig herum. Nachdem wir uns etwas gekocht hatten, entschieden wir uns, bis zum Stromausfall, noch eine Doku über Südafrika zu schauen. Ist schon eine ziemlich krasse Geschichte und Kultur hier.
Da es uns hier nicht so gut gefiel und wir entscheiden mussten, ob wir die bereits gebuchte Nacht im Addo-Nationalpark oder die zweite in East London sausen lassen müssen, entschieden wir, nur eine Nacht hier zu bleiben.
Eine Nacht im Addo-Nationalpark
Direkt am Morgen machten wir uns auf zum Addo-Nationalpark. Die Fahrt war mit knapp 3 Stunden ein Katzensprung, nachdem wir die letzten Tage zum Teil bis zu 8 Stunden im Auto gesessen hatten.
Wir konnten wie gewöhnlich mit unserer Wildcard einchecken und bekamen hier sogar eine Parkkarte kostenlos dazu. Wir folgten der Empfehlung der Mitarbeiterin und fuhren ein paar Loops bis zu unserem Camp. Die Gegend war deutlich buschiger und es war schwierig Tiere zu entdecken. Überall standen Schilder, die einem signalisierten, auf Mistkäfer aufzupassen. Und tatsächlich bremsten wir für einen Käfer, der langsam die Straße überquerte.
Auf unserem Weg zu dem Camp sahen wir sehr viele Wildschweine, eine große Gruppe Kaffernbüffel und ein paar Elefanten an einem Wasserloch. Am Zeltplatz angekommen, durften wir uns einen der großen Plätze auf dem Campingplatz aussuchen. Unser Zelt und das Auto nahmen etwa 20 % der Fläche ein. Wir kauften uns im Markt nebenan noch einen Wein und gingen, wie immer während einer Safari, früh schlafen. In der Nacht wurden wir, statt von Tieren, von einem lauten Zug geweckt, der in der Nähe unseres Camps vorbeifuhr.
Am nächsten Tag fuhren wir früh um 06:00 Uhr los und konnten einen unglaublich schönen Sonnenaufgang genießen. Wir erkundeten ein paar vielversprechende Wege und schauten ein paar Hyänen beim Trinken zu. Wir entdeckten im Addo nur ein für uns neues Tier. Eine Leopardenschildkröte.
Zum Frühstück fuhren wir wieder zurück ins Camp und bauten unser Zelt ab, bevor es wieder raus in die „Wildnis“ ging. Wir hatten große Hoffnungen, Erdmännchen zu sehen. Wir suchten, bis uns die Augen weh taten, konnten aber leider keine finden.
Der Addo ist vergleichsweise klein und im Gegensatz zu den bisherigen Nationalparks, störten uns hier ein paar wenige Details. Unter anderem war der Park eingezäunt, was in solch dicht besiedeltem Gebiet bestimmt auch Sinn macht und zum anderen, waren mehrere Wasserlöcher für Elefanten gesperrt. Diese wurden mit, in der Höhe angebrachten Elektrozäunen, nur für die kleinen Tiere zugänglich gemacht. Obwohl dies alles seinen Zweck hat und es anders vielleicht nicht funktionieren würde, hinterließ es einen faden Beigeschmack.
Voller Vorfreude auf die Gardenroute ging es für uns zunächst in das beschauliche Surfer Städtchen Jeffreys Bay.