Wir wollten gerne einen Roadtrip über die „Carretera Austral“ von Süden nach Norden machen, hatten bereits einige Autovermietungen angeschrieben und hofften noch ein Auto in der Nähe Perito Morenos mieten zu können. (Coyhaique, Balmeceda, Chile Chico oder Ähnliches) Von Perito Moreno stand uns noch alles offen und es wäre der perfekte Ausgangspunkt für die Carretera Austral. Sollten wir kein Auto oder Van bekommen, müssten wir erst nach Norden über Bariloche nach Puerto Montt fahren, dort das Auto abholen, die Carretera Austral runter- und anschließend wieder hochfahren. Das wollten wir vermeiden…
Die Carretera Autral (Ruta 7), ist eine etwa 1350 km lange Straße durch das chilenische Patagonien. Der Bau der Straße ist noch nicht vollendet und viele Teile sind nach wie vor nicht asphaltiert. Die Ruta 7 soll den äußersten Süden für Fahrzeuge erreichbar machen. Das schwierige Gelände, durchzogen von Bergen und Fjorden, ist nicht einfach zu erschließen, lohnt sich aber gerade deshalb als Roadtrip mit wunderschönen Ausblicken und einsamer Natur.
Was machen wir eigentlich in Perito Moreno?
Wir fuhren am Abend mit dem Bus aus El Chaltén ab und kamen frühmorgens in Perito Moreno an. Wir waren die Einzigen, die hier, an einer Tankstelle am Rande der Stadt, ausstiegen, danach fuhr der Bus weiter durch nach Bariloche. Stell dir einfach das Bild in einer amerikanischen Wüste vor. Ein rollender Busch rollt durch die Leere und außer dem pfeifenden Wind hörst du nichts weiter als den davonfahrenden Bus. Das war unser Perito Moreno Moment. Da standen wir nun komplett allein auf der Tankstelle und waren uns nicht so ganz sicher, was wir davon halten sollten. (Ist es cool, dass wir hier allein ausgestiegen sind, oder ist es blöd, dass wir hier allein ausgestiegen sind!? hmmm…) Wir sollten dem Gastgeber eine halbe Stunde vorher Bescheid geben, hatten in diesem Loch aber kein Internet. Also liefen wir die 15 Minuten zu unserer Unterkunft durch die leere Stadt. Zwischendurch ein kleiner Lichtblick, wir hatten ein Signal. Schnell schrieben wir dem Gastgeber, der uns so früh morgens nett empfing. Wir hatten eine kleine Wohnung, weniger modern, aber geräumig und gut ausgestattet und schliefen erstmal noch ein paar Stunden. Den ganzen restlichen Tag verbrachten wir mit Mietwagenanfragen per E-Mail und Nachrichten.
Keine Chance, entweder gab es keine Fahrzeuge, es wurde keine Einwegmiete angeboten (in einem Ort abholen, im anderen wieder abgeben) oder aber die Orte zur Abholung waren komplett im Süden Argentiniens oder Chiles. Wir waren sehr frustriert und mussten schließlich aufgeben und den Weg über Bariloche einschlagen und somit die Carretera Austral runter- und wieder hochfahren.
Außerdem kam noch hinzu, dass es hier kein Büro der Busgesellschaft (ChaltenTravel) gab, mit der wir angereist waren und weiter nach Bariloche fahren wollten. Es gab nur einen Schalter von einem anderen Anbieter, wo das Ticket 50 € gekostet hätte. Das war viel zu viel. Eine Mitarbeiterin von ChaltenTravel wollte uns per E-Mail aber glaubhaft versichern, dass wir erst wieder die knapp 10 Stunden zurückfahren müssten und es für uns keine andere Möglichkeit gäbe. Wir wussten ja aber, dass der Bus hier hält, da wir hier ausgestiegen waren. Das ganze Hin und Her und Recherchieren ging uns echt auf die Nerven und am nächsten Tag hatte Vivi Geburtstag, das kann ja was werden.
Vivis Geburtstag im Kaff
Früh am Morgen, während Vivi noch schlief, machte Janek ein paar Besorgungen im nahegelegenen Minimarkt und bei einer Bäckerei. Vivi sollte wenigstens ein leckeres Frühstück bekommen. Man muss hervorheben, dass die Preise in diesem abgelegenen Teil Argentiniens wirklich super gut waren, da hier kaum bis keine Touristen vorbeikommen, außer um sich kurz die Wände mit den Händen anzuschauen.
Cueva de las Manos – Höhlenmalerei und UNSECO Weltkulturerbe – Ihren Namen erhielt die Höhle, da ein Großteil der Höhlenmalereien aus Handnegativen besteht.
Wir frühstückten also schön und lange und Vivi telefonierte mit Freunden und Familie. Danach widmeten wir uns dann wieder unserer Weiterreise. Am Nachmittag entschieden wir nochmal am Busbahnhof vorbeizulaufen, da wir das Gefühl hatten, persönlich etwas weiterzukommen. Und siehe da, ein netter Herr von einem anderen Unternehmen tätigte EINEN Anruf bei dem Anbieter, der uns nicht mitnehmen wollte und schon hatten wir eine Uhrzeit, einen Abholort und einen Superpreis, den wir im Bus direkt bezahlen sollten. Hä, geht doch?!
Endlich konnten wir guten Gewissens Vivis Geburtstag feiern. Janek hatte am Abend noch einen Tisch in einem kleinen Weinladen organisiert. Als wir ankamen, war bereits alles vorbereitet. Wir bekamen zwei Flaschen guten Wein und eine leckere Käseplatte gereicht. Anschließend gab es drei superleckere Burger (die besten in ganz Südamerika) und zum Schluss überraschte uns der Besitzer noch mit einem leckeren Geburtstagskuchen, verziert mit türkisfarbenem „Happy Birthday“ Schriftzug und gefüllt mit Dulce de Leche. Gelungener Abend.
Bariloche - die argentinische Schweiz
Früh am Morgen liefen wir wieder mit unseren Koffern durch die traurige Stadt zur Tankstelle. Hier warteten wir mit ein paar Gauchos auf unsere Mitnahme. Wir standen hier für etwa 1 ½ Stunden. Die Gauchos wurden schon nach und nach von klapprigen Autos eingesammelt. Falls der Bus nicht kommen würde, wären wir jetzt wirklich bereit, auch per Anhalter zu fahren… Doch zum Glück dauerte es nicht mehr lange und der Bus kam, wusste von uns und schon waren wir auf dem Weg ins etwa 12 Stunden entfernte Bariloche.
In Bariloche hatten wir eine moderne und gemütliche Unterkunft*, ca. 15 Gehminuten zur schönen Fußgängerzone und eine gute Aussicht auf den See und die noch schneebedeckten Berge. Die sogenannte argentinische Schweiz ist für die vielen Schokoladenläden, die schon beim Vorbeigehen herrlich duften und die hölzerne Architektur bekannt. Viele Restaurants bieten Käsefondue an und auf dem Marktplatz standen ganz typische Bernhardiner Lawinenhunde, mit denen Bilder gemacht werden konnten. Einfach ein wunderschöner Ort.
Unterkunfts-Empfehlung für dich:
- sehr schöne kleine moderne Wohnung
- sauber und gut ausgestattet
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- Lage: Zentrum ist fußläufig erreichbar / Bushaltestelle ist um die Ecke
An den ersten Tagen hatten wir sommerliche 26° C mit purer Sonne. Wir planten Fahrräder zu mieten und den Circuito Chico zu fahren. Leider hatte Vivi am Vormittag Unterleibsschmerzen, sodass wir das auf den nächsten Tag schoben. Das Wetter sollte so bleiben, deswegen waren wir da ganz entspannt. Stattdessen machten wir am Nachmittag eine knapp 20 km Wanderung auf den Cerro Otto.
Wanderung zum Cerro Otto
Wir hatten uns extra eine Wanderung rausgesucht, die wir ohne Bus oder Taxi erreichen konnten und so liefen wir auf den Cerro Otto. Der Weg ging glücklicherweise überwiegend durch schöne Wälder, sodass wir die knallende Sonne nicht so sehr spürten. Zwischendurch gab es immer wieder schöne Aussichtspunkte. Weit oben auf dem Berg gibt es im Winter ein Skigebiet und im Sommer einen Kletterwald und eine Schaukel, mit der man über das Tal schaukeln kann. Die Aussicht von der Spitze war wirklich schön, wir hatten Blick auf ganz Bariloche. Zurück in der Stadt besuchten wir noch ein paar der vielen Handwerkermärkte (Artisana), von denen es in Bariloche ziemlich viele gibt.
Zum Abend liefen wir oft nochmal runter in die Stadt, da dann viel Trubel herrschte. Musiker, Tänzer und Besucher tummelten sich in der schönen Einkaufsgasse. Eine schöne und übersichtliche lebendige Stadt.
Fahrradtour Circuito Chico
Am nächsten Tag fuhren wir mit dem öffentlichen Bus zum Start der Runde, um uns dort Fahrräder zu leihen. Wir hatten mittlerweile unsere Busfahrkarte (SUBE-Karte) bekommen und konnten uns günstig mit den Bussen bewegen. Wir hatten gelesen, dass es auf der Strecke ganz schöne Anstiege gäbe, und entschieden uns für E-Bikes. Beste Wahl.
Der Weg führt durch eine schöne Gegend, durchzogen von vielen Wäldern und türkisblauen Seen. Dabei fuhren wir allerdings auf der Straße, was die Tour mit den vielen Autos etwas unentspannt machte.
Der erste optionale Halt war die Schweizer Kolonie Colonia Suiza. Das kleine Dörfchen lag etwas abseits der Route und war wirklich wunderschön. Viele handgearbeitete Waren und leckeres Essen konnten wir hier finden. Alles war im schweizerischen Stil gebaut und noch sehr einfach gehalten.
Auch die Patagonia Bierbrauerei lag auf unserem Weg und wir genossen ein frisch gezapftes Bier mit Aussicht auf dem Gelände der Brauerei.
Der Weg führte immer wieder steil bergauf und wieder bergab. Mit den E-Bikes war es zwar immer noch etwas anstrengend, aber ohne hätten wir sicherlich einfach nur gekotzt.
Bis auf die Tatsache, dass wir uns die Straße mit vielen Autos teilten, war die Tour echt schön und gerade Bergab (55 km/h) machte es auch echt Spaß. Da wir die Länge der Strecke nicht so gut einschätzen konnten, waren wir recht früh wieder bei der Vermietung und ließen den Tag noch in der Innenstadt ausklingen.
Tattoomesse in Bariloche
Auf dem Weg zur Fußgängerzone gingen wir jedes Mal an einer Halle vorbei. Am Tag zuvor waren viele bunte Tänzer-Kinder in Kostümen zu sehen, am nächsten Tag roch es nach Marihuana und es standen einige „Rocker oder Metalheads“ vor der Halle. Wir dachten erst, dass heute ein Konzert stattfinden würde, was sehr cool wäre, erkannten aber schnell, dass hier eine große Tattoomesse stattfand. Wir kamen zum halben Preis rein und erkundeten die bunten Stände. Da Janek schon länger über ein neues Tattoo nachdachte, kam die Messe wie gerufen. Eine Künstlerin passte wie die Faust aufs Auge und wir machten einen Termin für den nächsten Abend. Nach einem Eis bei Mamuschka (beste Eis in Bariloche) ging es nach einem anstrengenden Tag zurück.
Bariloche hat uns wirklich gut gefallen. Hier gab es noch so viele Sachen zu sehen und zu tun, allerdings wollten wir auch langsam weiter nach Chile. In Bariloche veröffentlichten wir auch endlich unseren Blog!
San Martin de los Andes
Von Bariloche fuhren wir ca. 4 Stunden nach San Martin de los Andes und kamen gegen Mittag an. Ein schicker kleiner Ort mit See und gelb blühenden Berghängen. Wir hatten eine auf den ersten Blick sehr moderne Wohnung*, deren Wände zu 90 % aus Einbauschränken bestand. Ein Fuß des umgebauten Schrankbettes ging nach den ersten 10 Minuten kaputt, nachdem Janek sich auf die Kante gesetzt hatte. So schliefen wir die Zeit in San Martin de los Andes in einem schrägen Bett.
Irgendwie stand so viel an und die Köpfe waren voll mit der Planung für die nächsten Tage, Wochen, ja sogar Monate. Wir hatten uns schon eine To-do-Liste angelegt und da wir uns entschlossen, im Anschluss unserer Reise weiter nach Australien zu reisen, mussten wir das Visum beantragen. Eigentlich wollten wir in San Martin de los Andes eine Wanderung zu einem Vulkan unternehmen. Das war uns aber zu weit weg, sodass wir nur eine kleine Wanderung am See machten. Außerdem ging wieder viel Zeit fürs Geldabholen drauf. Zweimal standen wir vergeblich in der Schlange, bis kein Geld mehr da war. Beim dritten Mal funktionierte es dann zum Glück. Zudem kam dann noch die Planung mit dem Bus zum nächsten Ort dazu. Leider gab es von hier nicht jeden Tag eine Verbindung nach Puerto Montt, dem Ort, wo wir das Auto abholen mussten. So blieb uns nichts anderes übrig, als wieder zurück nach Bariloche zu fahren, dort zu übernachten und am nächsten Tag mit Bus weiter nach Puerto Montt zu reisen. Der Bus aus San Martin de los Andes fuhr erst um 19 Uhr und wir mussten um 11 Uhr aus der Unterkunft auschecken. Wir zogen unsere Koffer durch den halben Ort und überbrückten dann die Zeit in einem Café. Janek ging in der Zeit noch groß für den Roadtrip einkaufen (Chile ist teurer als Argentinien) und Vivi blieb mit dem Laptop im Café.
Fahrt nach Puerto Montt
Zurück in Bariloche, übernachteten wir in einem einfachen Hotel in der Innenstadt. Wir hatten die Unterkunft eigentlich inklusive Frühstück, mussten aber so früh raus, dass wir dieses nicht bekamen. Nahmen noch schnell den öffentlichen Bus zum Terminal und fuhren wieder mit dem Reisebus über die Grenze nach Chile in die Stadt Puerto Montt.
Direkt nach der Ankunft nahmen wir uns ein Uber zum Flughafen, da der Shuttle genauso teuer wäre und nur stündlich fährt und holten unser Auto für den Roadtrip ab. Bis jetzt wussten wir noch nicht, wo oder wie wir die nächste Nacht verbringen würden, sicher war nur, dass wir am nächsten Morgen die Fähre kriegen müssten…
Die Kunsthandwerker Läden hätten mich bestimmt gefangen gehalten, dort wäre ich ein paar Stunden. Die Bäckereien auch. Was ihr alles erlebt ist einfach der Wahnsinn und dann auch noch alles so schön nieder schreiben, einfach toll. Habt noch viel Spaß und immer schön aufpassen. Euere Oma
Seit wir in Südamerika unterwegs sind, finden wir einfach überall Kunsthandwerksmärkte. Davon gibt es wirklich viele. Wir schauen auch jedes Mal rein. Es ist nicht leicht, einfach daran vorbeizugehen.
Vielen Dank für deinen Kommentar. Bis bald 🙂