Tag 1/8 - Der erste Tag
Früh am Morgen machten wir uns mit unseren Koffern auf. Wir trafen uns mit dem Guide und verstauten noch schnell unser Gepäck im Büro von Giri. Anschließend nahmen wir das Taxi zum Busbahnhof. Dort stiegen wir in einen spärlich besetzten Localbus in Richtung Lang Tang.
Die Mitreisenden waren größtenteils Touristen, die ebenso eine Wanderung vor sich hatten.
Nach ungefähr 8 Stunden Fahrt und Straßen, die eine solche Bezeichnung nicht verdient haben, erreichten wir die kleine Stadt Dunche, in der wir starten wollten. Unser Hotel war angenehm modern und das Essen gut. Gegen 2/3 Uhr nachts begann ein Hund gegenüber regelmäßig zu bellen. Dies raubte uns etwa 1-2 Stunden Schlaf und wir trafen uns etwas müde zum Frühstück.
Die Aussicht auf die Berge war schon aus unser Unterkunft grandios.
Tag 2/8 - Berg aus Kartoffeln
Wir liefen etwa einen Kilometer auf und ab, an kleinen Bächen entlang, über die erste Hängebrücke und kamen gut mit Sagar unserem Guide ins Gespräch. Er bremste uns etwas und ermahnte uns langsam zu gehen. Wenig später erkannten wir auch warum. Ab der ersten Stufe bergauf, ging es für etwa 1.300m straight aufwärts. Jede kleine Gerade zauberte uns ein Lächeln ins Gesicht und wie genossen das angenehme T-Shirt Wetter.
Wir machten eine kleine Tee Pause in der Hälfte und gingen anschließend weiter. Die Szenerie änderte sich und kurz vor unserer Unterkunft lag bereits der erste Schnee.
Angekommen in der Hütte, schliefen wir kurz bis zum Abendessen.
Da Vivi noch einen etwas flauen Magen nach der Lebensmittelvergiftung hatte, bestellte sie sich einfach gekochte Kartoffeln. Sie konnte ja nicht ahnen, dass ihr wirklich einfach 20-30 gekochte Pellkartoffeln ohne jegliche Saucen oder ähnliches gereicht wurden. Mit Salz & Pfeffer und Ketchup kämpfte sie sich aber ganz gut durch den Berg aus Kartoffeln.
In der Nacht konnten wir beide nicht gut einschlafen und ich hatte leichte Kopfschmerzen, trotzdem fiel uns das Aufstehen erstaunlich leicht.
Tag 3/8 - Höhenkrankheit
Wir machten uns auf die nächste Etappe und verließen fürs erste wieder schneebedecktes Gebiet. Die Luft wurde merklich dünner und der Aufstieg anstrengender. Ich spürte die Strapazen der letzten Woche und merkte, dass ich noch nicht komplett fit war. Dazu der geringere Sauerstoff, brachten mich wirklich an meine Grenzen. Unser Guide Sagar nahm, wie selbstverständlich, für die steilste Passage meinen Rucksack und half mir damit das nächste Ziel zu erreichen.
Zum Mittag fanden wir uns in einer kleinen Hütte ein und ich bestellte eine Pizza. Das Einzige, was mein Gericht mit einer Pizza gemein hatte, war die runde Form. Es glich eher einem Kuchen mit weißer Soße, Erbsen, Möhren und anderem Gemüse belegt. Es schmeckte trotzdem sehr gut. Hier auf dem Berg wird anscheinend gut improvisiert.
Wir erreichten unser Camp am späten Nachmittag nach weiteren 1.000 Höhenmetern, kurz bevor ein kleiner Schneesturm losging. Wir kuschelten uns mit den anderen Wanderern im Wohnzimmer um den Ofen und trockneten unsere Kleidung. Mir ging es leider nicht so gut und ich kämpfte mit Schwindel, Kopfschmerzen und Schlappheit. So ging ich ohne Abendessen ins Bett und unser Guide machte sich ernsthafte Sorgen bezüglich Höhenkrankheit.
Tag 4/8 - Die Passüberquerung
Am heutigen Tag wollten wir den Pass überqueren und hatten bereits gehört, dass dieser zugeschneit, aber passierbar sei.
Wir machten uns also auf den Weg und wanderten die restlichen 600 Höhenmeter ausschließlich durch Schnee. Sagar trug in anstrengenden Momenten wieder meinen Rucksack, wofür ich ihm sehr dankbar war.
Am Pass selbst war es bitterkalt und wir freuten uns sehr endlich angekommen zu sein. Die Wolken stiegen langsam zwischen den Bergen auf, aber wir hatten blauen Himmel. 4600m war der Pass hoch und damit nur etwa 200m niedriger als Europas höchster Berg der Mount Blanc. Wir schossen noch ein paar Fotos, bevor es für uns auf der anderen Seite wieder hinab ging. Das Bergabgehen fühlte sich an wie schweben. „Das könnte ich stundenlang so machen“, witzelten wir noch.
Für mehrere Stunden liefen wir nun wieder bergab und mit jedem Meter ging es mir merklich besser. Das Wetter klarte auf und wir konnten unsere dicken Jacken ablegen.
Am Camp angekommen, entschieden wir uns für eine „Bucketshower“. Dafür wurde uns ein Eimer heißes Wasser gereicht und eine Schöpfkelle. Damit duschten wir dann im rustikalen Badezimmer und wunderten uns, wie erfrischend und wohltuend diese Dusche war.
Da die Plätze um den Ofen bereits belegt waren, durften wir uns in der Küche an den Ofen setzen. Hier konnten wir uns aufwärmen und den Leuten beim Kochen zuschauen. Wir bemerkten, dass unsere Nasenunterseite sowie die Lippen ziemlich von der Sonne verbrannt waren, da wir vergessen hatten, wie doll diese im Schnee reflektiert. Aus gewichtstechnischen Gründen hatten wir keine Creme dabei, mit welcher wir uns hätten eincremen können.
Tag 5/8 - Nepali flat
Die Nacht war sehr kalt und das Aufstehen viel dementsprechend schwer.
Nach einem leckeren Frühstück, heute hatten wir Tibetisches Brot mit Omelette (ein Traum), ging es in der ersten Etappe erstmal wieder bergauf. Auch mir viel es heute viel leichter und ich fühlte mich deutlich fitter. Oben angekommen, luden wir unsere Handys auf, während wir unseren Tee genossen und ein paar Fotos von diesem wunderbaren Panorama schossen.
Anschließend ging es nur noch bergab und das wurde nicht nur ziemlich anstrengend in den Beinen, sondern machte teilweise auch richtig Spaß. Wir machten Rast in einem Restaurant. In unmittelbarer Nähe ist damals ein Flugzeug abgestürzt und die Überreste der Maschine sind dort als eine Art Mahnmal ausgestellt. Auf dem Weg weiter runter ins Tal stürzten auf einmal einige riesige Felsbrocken vom Hang und landeten mit lautem Knall unweit der Brücke, die wir gleich überqueren wollten. Was ein Schock. Wir beeilten uns die Brücke zu überqueren und ließen den Schnee langsam hinter uns. Die Strecke war nun „Nepali Flat“, das bedeutet es geht rauf und runter.
Nach einem kurzen Regenschauer klarte das Wetter wieder auf und wir erreichten das kleine Dorf „Melamchigaon“.
Am Abend machten wir noch einen kleinen Spaziergang durch den Ort und besuchten einen Tempel.
Tag 6/8 - Die Stadt der schiefen Häuser
Wir frühstückten wie immer um 06:30 Uhr und machten uns auf den Weg weiter ins Tal. Mittlerweile hatten wir einen sehr guten Draht zu unserem Guide Sagar aufgebaut und führten intensive Gespräche über das Leben in Nepal, die Erdbeben, seine Familie und der Abstieg fiel uns dementsprechend leicht. Das Gelände und auch das Wetter hatten sich mittlerweile in einen Spätfrühlingstag verwandelt.
Am späten Nachmittag erreichten wir das Dorf „Sermathang“ und checkten in einem kleinen Hotel ein. Das Haus war sichtlich schief und auch viele Häuser hatten Schäden von dem letzten Erdbeben von 2015. Wir spazierten noch mit Sagar durch das Dorf, bevor wir es uns auf dem Boden in der Küche gemütlich machten, um unser Abendbrot zu essen. Zur Feier des Tages tranken wir noch einen Reisschnaps mit den Hausherren und verabschiedeten uns für den Tag.
Tag 7/8 - In der Zeit zurück versetzt
Der letzte Wandertag stand bevor und wir waren einerseits froh es endlich geschafft zu haben, anderseits traurig, dass es in kürze vorbei sein würde.
Nachdem wir einige Kilometer durch Wälder gingen, fanden wir uns plötzlich in der Zivilisation wieder. Das kleine Dorf, „Kakani“ müsste es sein, fühlte sich wie ein Museum an. Wir sahen Rinder, die Acker pflügten, viele Menschen bei der Feldarbeit und insgesamt ein sehr interessantes Dorfleben. Ein Roller überholte uns und zog ein etwa 6 Meter langes Rohr hinter sich her. Wir beobachteten Männer beim Spielen und jede menge Ziegen.
Bald konnten wir unser Ziel, die Stadt „Melamchi“, unten im Tal sehen und zogen nochmal richtig durch. Angekommen, überquerten wir noch eine lange letzte Hängebrücke und erreichten endlich unser Hotel.
Am Nachmittag schlenderten wir noch etwas durch die Stadt und trafen uns für ein letztes Abendessen mit Sagar im Hotelrestaurant.
Tag 8/8 - Echte Pizza
Nach dem Frühstück machten wir uns auf zur Bushaltestelle. Wir nahmen einen Localbus und bekamen die Plätze ganz vorne. Die Musik war wieder mal richtig laut und wir genossen unsere letzte Fahrt in Nepal. Der Bus hielt für jede Person am Straßenrand und so dauerte die Fahrt relativ lange. Zwischenzeitlich stiegen Leute mit Waren für ein paar Stationen dazu. Darunter waren lebende Hühner, riesige Mengen Reis oder schwere Eimer.
Als wir endlich in Kathmandu ankamen, sahen wir plötzlich Giri auf der Straße. Als der Bus kurz anhielt, gab er Sagar den Schlüssel für sein Büro, da er beschäftigt war. Wir holten zusammen unsere Koffer ab und verabschiedeten uns von Sagar. Zurück in Thamel gönnten wir uns endlich eine richtige Pizza und ließen die letzten Tage Revue passieren.
Wir haben in 6 Tagen ~76km zurückgelegt und 4900 Höhenmeter erklommen.
Letzte Tage in Nepal
Nach unserer Wanderung blieben uns noch ein paar Tage in Kathmandu. Da uns die Unterkunft letztes Mal so gut gefallen hatte, buchten wir sie einfach erneut. Die Straße vor dem Hotel war aufgerissen und wurde gerade neu gemacht. Leider war diese durch den Regen total matschig und wir mussten vorsichtig sein, dass wir uns nicht komplett einzusauen.
Wir gaben unsere Wäsche in einem nahegelegenen Laden zum Waschen, ich ließ mir Haare und Bart schneiden und wir genossen einfach Thamel. Es waren mittlerweile deutlich mehr Touristen als zuvor da und das Verhältnis zwischen Verkäufern und potenziellen Kunden hatte sich auf einem normalen Niveau eingependelt.
Wir besuchten noch Durban Square, eine alte Tempelanlage mit Museum. Auch die Umgebung war mit vielen kleinen Geschäften gesäumt. In Nepal gibt es oft Straßen, in der ausschließlich eine Warengruppe verkauft wird. Zum Beispiel Alukisten, Messingtöpfe, Möbel oder Haushaltswaren. Wir genossen das letzte „Dhal Bat“, die Nationalspeise der Nepalesen, bestehend aus Reis „Bat“, Linsensuppe „Dhal“ und verschiedenem Gemüse und Saucen.
Am Flughafen überraschte uns Giri. Er war sowieso gerade vor Ort und wollte sich verabschieden. Kurz darauf konnten wir einchecken und unseren Flug nach Bangkok nehmen.