Ach je, wo sind wir denn hier wieder gelandet!? Am späten Nachmittag kamen wir mit dem Bus in San Pedro de Atacama, im nördlichen Chile, an. Nachdem wir auf unserer Reise durch Chile und Argentinien bereits schneebedeckte Berge, Gletscher, Regenwälder und Vulkane besucht hatten, sind wir nun in der trockensten Wüste der Welt. Der Grenzübergang auf einer enormen Höhe verlief reibungslos. Okay, eine Mitfahrerin aus unserem Bus kippte in der Warteschlange um, aber ansonsten war es wie immer unspektakulär. Wir waren ein wenig kaputt von der etwa 10-stündigen Busfahrt und holten uns am übersichtlichen Busbahnhof als allererstes das Pfirsich-Erfrischungsgetränk vom Straßenstand, das wir ja bereits aus Santiago kannten.
Sandige Straßen in der Atacama Wüste
Der Ort war heiß und trocken, es gab keine richtigen Straßen und auch kein Uber. Mit Koffer zu Fuß über 3,5 km zu unserer Unterkunft war keine Option. Wir stiegen in ein altes klappriges Taxi, welches auf der anderen Straßenseite stand. Der Kofferraum wurde mit einem zerfledderten Seil „verschlossen“ und schon fuhren wir die sandigen Straßen bis zu unserem Campingplatz* am Rande der Stadt. Wir hatten ein gemütliches rundes Zelt mit richtigen Matratzen, Decken und einem zusätzlichen Schlafsack, denn in der Nacht kühlt es ganz schön ab. San Pedro befindet sich auf über 2450 m.ü.m. wahrscheinlich ist das der Grund für die kalten Nächte. Auf dem Gelände gab es auch einen kleinen Pool, direkt angrenzend zur trockensten Wüste.
Glamping in der Wüste
Unterkunfts-Empfehlung für dich:
- Kleiner Campingplatz mit isolierten Zelten
- Große Betten (richtige Matratzen und Bettwäsche)
- Pool
- günstig für den Ort
- Frühstück gibt’s in der Unterkunft / Küche kann immer genutzt werden
- Trinkwasserspender
- Ermäßigung bei der tollen Astronomie-Tour vom Gastgeber
- Lage: am Rande der Stadt San Pedro de Atacama, nahe Valle de la Muerte
Tour zu den Geysiren El Tatio
Noch am ersten Tag verließen wir unser ruhiges Plätzchen und liefen die 3,5 Km über die sandigen Straßen ohne Schatten ins Stadtzentrum und fanden dabei im Stadtkern den touristischen Ort Chiles vor. Ein Tourenanbieter reihte sich an den nächsten und die vielen Werbebilder taten das Gegenteil von dem, was sie erreichen wollten, sodass wir uns gegen eine Tour zu den vermeintlich schönen Lagunen entschieden. Wir einigten uns erstmal auf eine Tour zu den Geysiren „El Tatio“ und buchten bei einem netten Herrn, in der Hoffnung, dass die Tour dementsprechend gut wird. Am nächsten Morgen wurden wir gegen 4:30 Uhr abgeholt und fuhren mit unserem Lunchpaket bewaffnet auf 4300 m zu den riesigen Geysir Feldern. Es war arschkalt und sehr überfüllt. Gefühlte 500 Minivans drängten sich auf den kleinen Parkplätzen. Unser Guide führte uns an ein paar Geysiren vorbei und ließ uns kaum Zeit zum Fotografieren. Zuerst erklärte sie alles auf Spanisch, um dasselbe danach nochmal im Gehen auf Englisch zu erläutern. Die Geysire waren echt beeindruckend und interessant, die Tour an sich gefiel uns leider überhaupt nicht. Selbst mit privater Anreise, wie wir zuerst gedacht und probiert hatten, hätte es uns sicherlich keinen Spaß gemacht, so voll, überlaufen und hektisch war es hier.
Die Geysire sind am Morgen am aktivsten, weshalb es sich nicht lohnt, erst später dorthin zufahren. Bei den niedrigen Temperaturen und im Licht der aufgehenden Sonne sah der Dampf und die blubbernden Wasserlöcher aber sehr eindrucksvoll und mystisch aus.
El Tatio Geysirfeld
Das El Tatio Geysirfeld ist das dritt größte und das höchstgelegene Geysirfeld der Erde. Es liegt auf einer Höhe von ca. 4300 m.ü.m. und das Wasser siedet hier aufgrund des geringen Luftdrucks schon ab ca. 86 ° C. Teilweise brodelt und spritzt es mehrere Meter aus dem Boden. Durch den nahegelegenen Vulkan und dessen heißes Magma, wird das Wasser in den vielen Kanälen aufgeheizt, bevor es letztendlich kocht und explosiv hochspritzt.
Die enorme Höhe darf bei einem Besuch nicht unterschätzt werden. Wir waren froh, dass wir uns in der letzten Woche schon etwas in Salta akklimatisiert und uns langsam an die Höhe gewöhnt hatten. Bei plötzlichen Aufstiegen auf über 2500 m.ü.m. kann der Körper Anzeichen der Höhenkrankheit zeigen, kennen wir ja bereits aus Nepal.
Hängematte in der trockensten Wüste der Welt
Zum Frühstück parkten wir mit dem Transporter, so wie 100 weitere, am Straßenrand und bekamen Brötchen mit Auflage, ein wenig Joghurt und Saft. Es stürzten sich mal wieder alle 15 Teilnehmer auf das Essen und für uns blieb kaum was übrig. Die einzig vegetarische Auflage, Avocado und Käse, waren längst leer, als wir an der Reihe waren. Wieso müssen alle immer so egoistisch sein… Danach fuhren wir noch an ein paar Seen, bewohnt von Flamingos, vorbei. Die gibt es echt überall. Zwei verschiedene Arten leben hier. Der Chilenische– und der Andenflamingo, welche sich ein wenig in der Farbe und Akzenten unterscheiden. Gegen Mittag waren wir wieder zurück, wurden in der Stadt abgesetzt, zogen die überschüssige Kleidung (Handschuhe etc.) aus und liefen wieder durch die gleißende Sonne zurück zu unserer Unterkunft. Den Nachmittag chillten wir ein wenig in der Hängematte und im Pool, es war ziemlich heiß hier in der Wüste.
Astronomical Tour in der Atacama Wüste
Am Abend ging es für uns zur Astronomical Tour, organisiert und durchgeführt von unserer Unterkunft. San Pedro de Atacama ist weltweit einer der besten Spots zum Sterne beobachten, da es hier so gut wie nie Wolken am Himmel gibt und man dementsprechend äußerst klare Nächte hat. Kein Wunder also, dass in der Nähe, knapp 60 km von San Pedro de Atacama, die leistungsstärkste „Sternwarte“ der Welt, zum Erkunden des kalten Universums, gebaut wurde.
ALMA, so nennt sich das Ensemble aus 66 Teleskopschüsseln, wurde 2013 eingeweiht und gemeinsam von der ESO (European Southern Observatory’s), der NSF (National Science Foundation, USA) und der NINS (National Institutes of Natural Sciences, Japan) in Kooperation mit Chile betrieben.
Die erste Station war überraschend. Liebevoll hatte Marco, der Besitzer des Zeltplatzes, eine kleine Runde mit Snacks, Cocktails und Wein in einer Hütte vorbereitet. Anschließend zeigte er uns eine kurze Präsentation über unsere Planeten und Sterne. Danach gingen wir mit der Gruppe durch die dunkle Nacht zu den vorbereiteten Teleskopen. Wir teilten uns in Spanisch- und Englischsprechend auf, warteten noch, dass der Mond hinter den Berggipfeln verschwand und durften dann durch das Riesenteleskop den Jupiter und ein paar weitere Sonnensysteme entdecken. Bemerkenswert, wie klar der Nachthimmel war. Durch den wenigen Lichtsmog funkeln die Sterne nochmal mehr.
Am Ende fuhren wir noch 5 min mit dem Auto raus in die Wüste und von jedem wurde ein professionelles Foto gemacht. Leider blieb auch hier keine Zeit für eigene Fotografien…
Fahrradtour durch das Valle de la Muerte/Marte (Tal des Todes/Mars)
Am letzten Tag liefen wir wieder in die Stadt und liehen uns Fahrräder, das wäre echt ne Bereicherung für die Unterkunft, ein paar Räder zu verleihen… Da wir spät dran waren, konnten wir nicht mehr ins Valle de la Luna (Tal des Mondes), denn dieses ist für private Besucher ab 11:00 Uhr gesperrt. Für uns ging es dann ins Valle de la Muerte/Marte (Tal des Todes/Mars). Schon bei den ersten Metern hielten wir 1000-mal an und fotografierten die Wahnsinnslandschaft der trockensten Wüste. Als wären wir in einer anderen Welt gelandet. Irgendwie waren wir froh, uns für den Mars „entschieden“ zu haben, denn wir waren nur mit ein paar wenigen Besuchern allein hier. Die Radstrecke war ca. 4 km lang und bestand teilweise nur aus Sand. Das Radfahren war ganz schön anstrengend, in der Mittagshitze war es ordentlich heiß und wir nutzten unsere Tücher, um uns vor der Sonne zu schützen. Am Ende der Radstrecke konnten wir ein paar Sandboarder beobachten; die Boards hätten wir uns auch in der Stadt mieten können, hatten es ja aber schon in Südafrika ausprobiert und fanden das nicht so geil. Für uns ging es noch zu Fuß auf den etwa 1 Kilometer entfernten Aussichtspunkt hoch oben über San Pedro de Atacama. Eine grandiose Aussicht hatten wir hier. In einer einsamen Hütte wurden wir auf unsere Tickets kontrolliert. Auch kein besonders schöner Job, allein hier oben im Nirgendwo.
Extrem heiße Sanddünen
Zurück ging es entlang einer Felskante, bis wir wieder absteigen konnten. Dafür mussten wir die ultraheiße Sanddüne herunterlaufen. Der heiße Sand brannte so sehr in den Schuhen und an Vivis freien Knöcheln, dass wir uns sehr beeilen mussten herunterzukommen, egal wie geil es hier aussah. Schuhe ausgeschüttelt und auf zurück zur Unterkunft, unser Wasser wurde auch langsam knapp. Da es echt anstrengend war, in der Hitze und der Höhe durch den Sand zufahren, beließen wir es dabei, fuhren zurück in die Stadt und gaben die Räder wieder ab.
Nächster Halt – Bolivien
Für die Weiterreise buchten wir den einzig verfügbaren Bus um 03:30 Uhr nach Bolivien. Wir hatten extra eine Nacht verlängert, um wenigstens etwas schlafen zu können, was aber leider nicht nötig war, da hier keine Taxen in der Nacht fahren und wir somit keinen Transport hatten. Unser Gastgeber schlug vor, uns gegen 23/24 Uhr zum Bahnhof zu fahren; dort müssten wir dann halt noch 3-4 Stunden warten. Wir schliefen also nicht und warteten und warteten. Unser Gastgeber feierte währenddessen mit ein paar Freunden und sein Kumpel fuhr uns anschließend gegen 1 Uhr nachts zum Busbahnhof. Die Zeit hätten wir noch gut schlafen können, aber egal, immerhin bekamen wir noch ein Lunchpaket mit auf den Weg. Am Bahnhof saßen wir nun mit einem südkoreanischen Pärchen, das Südamerika im Schnelldurchlauf bereiste. Endlich kam der Bus, er stand die ganze Zeit gegenüber auf der Straße und lud uns ein. Wir schlängelten uns langsam hoch zur bolivianischen Grenze. Der Grenzübergang lag direkt neben einem räuchernden Vulkan. Wie schön. Auch an dieser Grenze mussten wir wieder ein Formular ausfüllen, da wir aber keine Internetverbindung hatten, war dies nicht möglich. Ein netter Chilene bot uns direkt einen Hotspot an und wir unterhielten uns noch lange über unsere Reisen nach Bolivien und nahmen ein paar gute Tipps mit.
Gegen frühen Nachmittag, nach etwa 10 Stunden Busfahrt, kamen wir in Bolivien und der Stadt Uyuni, bekannt als Ausgangspunkt für viele Touren in die größte Salzwüste der Welt, an.